Südkurier vom 29.03.2004
Gelungene Premiere
Frühjahrskonzert der Stadtkapelle erstmals in der Kirche
Das Frühlingskonzert der Stadtkapelle Blumberg war eine echte Premiere, es fand erstmals in einer Kirche statt. In St. Andreas war am Samstagabend kaum mehr ein Sitzplatz zu bekommen.
VON GERNOT SUTTHEIMER
Blumberg- Stadtmusikdirektor Michael Jerg hatte ein hochkarätiges Programm zusammengestellt, das höchsten Ansprüchen gerecht wurde. Zu Beginn ließ Hilmar Schmid die Glockenklänge der Westminster Abbey erklingen. Das erste Stück mit dem Titel "Rise of the Firebird" erwies sich mit seinen einleitenden Fanfaren und den schmetternden Trompeten als geniale Ouvertüre. Komponist Steven Reineke setzte hier dem legendären Vogel Phönix aus der Asche ein triumphales Denkmal.
Das Programm moderierte Bernd Kühl. Er informierte bei jeder Ansage über den Bau der St. Andreaskirche von der Planung bis zur ersten Renovierung. Die junge Shirley Pauli glänzte in dem melodienfreudigen Flötenconcertino von der zu Unrecht fast vergessenen spätromantischen Komponistin Cécile Chaminade. Die Solistin überzeugte durch gute Phrasierung, virtuose Läufe und Triller und eine hervorragende Kadenz. Das große Blasorchester begleitete bis auf wenige Tuttistellen sehr einfühlsam.
Es folgte eine Latin Fantasy von Alfred Reed: "El Camino Real". Ein getragener Mittelteil wurde von zwei schnellen, mit Kastagnetten reichlich versehenen Sätzen umrahmt. Das feurige Finale war ein richtiger Parforceritt des Orchesters. Für eine feierliche Gelegenheit komponierte Marc van Delft seinen Choral nach barocken Vorbildern. Die Fortissimostellen ließen den Kirchenraum erzittern. "Freedom´s Sword" nannte Bruce Fraser sein Stück. Hier mischten sich Jagdhörner, Trommeln und rhythmisches Schenkelklopfen mit dem übrigen Orchester zu einer lustigen Jagd. Extra zu seiner Orgelfantasie angereist war Komponist Christian Leemann aus der nahen Schweiz. Mitgebracht hatte er den namhaften Organisten Daniel Bosshard, der die Orgel von St. Andreas erklingen ließ. In den beiden schnellen Sätzen spielten sich Organist und Orchester die Motive jazzartig mit viel Humor zu, der langsamere Mittelteil war von Motiven à la Bach geprägt.
Diesem Höhepunkt folgte der Bolero von Maurice Ravel mit seinen weltberühmten 16 Takte langem Thema. Michael Jerg dirigierte das Bravourstück in der Kurzfassung für sinfonisches Blasorchester mit großer Ruhe.
Zum krönenden Abschluss trug der verstärke Chor der Musikschule Blumberg in Einstudierung von Anja Muth das Halleluja aus Händels "Messias" vor. Die Stadtkapelle war ein kongenialer Begleiter und zeigte, dass sie auch im Barock zu Hause ist. Der Chorsatz musste natürlich wiederholt werden. Als Zugabebonbon servierten Michael Jerg und Daniel Bosshard Bachs berühmte Toccata in einer bekannten Jazzversion.
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