Südkurier vom 24.10.2005
Ovationen für die Stadtkapelle
Beeindruckendes Herbstkonzert in der ausverkauften Stadthalle - Superleistung der 51 Aktiven unter Michael Jerg
Das Herbstkonzert der Stadtkapelle riss die mehr als 400 Besucher der Stadthalle am Samstagabend von den Stühlen. Anlass für den Ausbruch der Begeisterung war neben einer Superleistung der 51 Musiker auch die Gesangseinlagen von Vater Harald Schmieder und Tochter Anja sowie die kraftvollen Soli von Philipp Opitz auf der E-Gitarre.
Blumberg - Eine schweißtreibende Angelegenheit war das Herbstkonzert der Stadtkapelle Blumberg in der vollbesetzten Stadthalle allemal. Die 51 Musiker unter der Leitung des städtischen Musikdirektors Michael Jerg gaben ihr Bestes, wenn auch dreieinhalb Stunden Konzert eine Stunde zu viel sein dürfte. Der Konzerthöhepunkt war bereits nach der Pause erreicht, als die größten Hits der Popgruppe "Queen" für ein musikalisches Feuerwerk sorgten. Das Musicalarrangement "Elisabeth", im Stil eines Breitwandfilmes in Technicolor oder George Gershwins satirische Komödie "Strike up the Band" zogen das Konzert dann doch unnötig in die Länge.
Der Start mit hoher Beschleunigung und Schräglage in den Kurven einer gigantischen Achterbahn gelang der Kapelle überaus furios. Die Reise nach Lateinamerika, in die Karibik, nach Brasilien und Mexiko zum Stierkampf, wunderbare Sätze des gebürtigen Wiener "Blasmusik-Großmeisters" Alfred Reed war einfach bunt und zeigte die ganze Vielschichtigkeit der Kapelle.
Aus einem leichtfüßigen beschwingten Beginn mit viel Schlagwerk entsteht eine sanfte Serenade, bei der man glaubt, das Meer dahin gleiten zu hören. Sanfte Wellen einer Abendstimmung, bevor es im vierten Satz zur "Corrida" geht. Fast atemlos scheint die Spannung vor dem Stierkampf zu sein, der in der staubigen Arena mit großem Tempo und schnellen Drehungen und Wendungen im Kampf endet: Die musikalische Umsetzung ist gelungen.
Harry Potter steht auf dem Programm. Musikalisch prägen die Becken und viel forte das Geschehen, die "Kammer des Schreckens" ist in Disharmonien ausdifferenziert, geheimnisvolle Entdeckungen warten in unbekannten Räumen. Wer Harry Potter nicht mag, fühlt sich vielleicht auf dem persischen Markt so richtig wohl: Michael Jerg selbst hat das Arrangement des wunderschönen Werkes sinfonischer Blasmusik von Albert W. Ketèlby beigesteuert. Der Gegensatz zur dissonanten Harry Potter-Nummer ist eindeutig. Hier geht es um exotische Orte, um die Märchenwelt des Orients um das Vorbeiziehen einer Karawane: Die klare Moderation von Bernd Kühl, der die einzelnen Musikstücke erläuterte, ist ein Aktivposten dieses Konzerts.
Mit dem Teufelstanz von Joseph Hellmesberger kommen der Wiener Walzer und die Militärmusik zu Ehren. Feurig und mit Feinheiten gespickt, drehen sich die Tänzer um die eigene Achse und hinein in die Pause.
Der zweite Teil gehört fast komplett der amerikanischen Szenerie der 20-er Jahre. "New York 1927" ist geprägt von Wirtschaftskrise und Börsencrash, Lindberghs erster Atlantik-Überquerung mit dem Flugzeug und der "Geburt von Paul Merz, unserem Stadtkapellmeister im Ruhestand", wie Bernd Kühl locker ansagte.
Ragtime, Blues und die ersten Swing-Bigbands sorgten für musikalische Unruhe und bereiteten dem Jazz den Weg nach Europa. Mit Stücken von Warren Barker, George Gershwin, John Higgins, dem berühmten Trompeter Harry James und einigen Zugaben fand er am Samstagabend den Weg in die Blumberger Stadthalle. Ein tolles Konzert.
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